BIOMETHAN MIT GRENZEN? SCHWEDEN UNTERSAGT IMPORT VON GRÜNEM GAS
Anfang des Monats wies die schwedische Energieagentur Statens energiemyndighet die schwedische E.ON Biofor an, Änderungen in ihrem Nachhaltigkeitssystem vorzunehmen, sodass die Nachhaltigkeit von aus Deutschland importiertem Biomethan in Schweden nicht geltend gemacht werden konnte. Damit untersagt Schweden den Import von Biomethan und isoliert seinen Markt. E.ON kündigt eine Klage an.
Die schwedische E.ON bezog von einer deutschen Schwestergesellschaft Biomethan und transportierte dieses über das deutsche und dänische Gasnetz nach Schweden. Das aus Deutschland stammende Biomethan wies Nachhaltigkeitszertifikate gemäß REDcert nach, die durch das staatliche Massenbilanzsystem Nabisy ausgestellt wurden. Dass die Gaslieferung während des gesamten Transportwegs durch das REDcert-Zertifikat begleitet wurde, garantierte somit ihre Nachhaltigkeit.
Da Schweden jedoch bis dato ein nationales Massenbilanzsystem eingerichtet hatte, das faktisch auf das schwedische Gasnetz beschränkt war, wies die schwedische Energieagentur E.ON Biofor an, sicherzustellen, dass die Massenbilanz innerhalb des in den Vorschriften der Energieagentur festgelegten, „eindeutig abgegrenzten Bereichs […] ausgeglichen“ wird. Das hätte für E.ON zur Folge gehabt, dass das in Deutschland hergestellte und über das deutsche und dänische Gasnetz nach Schweden transportierte Gas nicht in das schwedische Massenbilanzsystem aufgenommen und Biomethan damit in Schweden nicht eingesetzt werden kann. Dadurch isoliert Schweden den eigenen Markt – und verletzt die Grundsätze des freien Handels innerhalb der EU. E.ON kündigte Klage vor dem Verwaltungsgericht in Schweden an.
WELCHE SIGNALE SENDET DIE SCHWEDISCHE ENERGIEAGENTUR?
Mit der Anweisung verschließt sich Schweden gegenüber einem grenzüberschreitenden Handel von Biomethan über das Gasnetz. Freier Handel innerhalb der EU ist dabei jedoch eines der Fundamente der EU. Hinzu kommt, dass Schweden damit ein Signal gegen einen integrierten gesamteuropäischen Biomethanmarkt setzt. Dabei hat der internationale Handel vor dem Hintergrund der Erfüllung der EU-Klimaziele gemäß EU-Erneuerbare-Energien-Richtline (RED) viel Potenzial: Während der Bedarf in Westeuropa nach Biokraftstoffen sehr hoch ist, hat Osteuropa sehr hohes Erzeugungspotenzial durch viel ungenutzte Biomasse. Die Märkte zusammenzuführen statt sie zu trennen, hätte also großes Potenzial, die Diskrepanz von Angebot und Nachfrage zu schließen.
Zudem ließ die Europäische Kommission bereits 2012 REDcert als Zertifizierungssystem für Biokraftstoffe für den europäischen Markt [LINK ZU ARTIKEL] zu. Mit der Einführung befürwortete die EU bereits einen gesamteuropäischen Handel von Biokraftstoffen. Die Entwicklungen in dem angekündigten Rechtsstreit werden spannend zu beobachten sein, denn die Entscheidungen können die Richtung für die gesamte EU weisen.
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