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BIOMETHAN IN DER DEKARBONISIERUNG DES EUROPÄISCHEN ENERGIESEKTORS

Mit Biomethan bereits verfügbare Technologien nutzen

Gemeinsam sind wir stark. Klares Bekenntnis zu erneuerbaren Gasen unter Technologie- und Quellenneutralität

Biomethan: Brücke zwischen Sektoren, die Arbeitsplätze schafft

Biomethan + CCS ermöglicht 150 Mio. t Negativemissionen

Horizontale Grundprinzipien

Level Playing Field: Technologie- & Quellenneutralität als übergeordnetes strategisches Ziel definieren

Gleichbehandlung erneuerbarer Energieträger

Handlungsempfehlungen für die Decarbonisation Policy

KURZFRISTIGE MAßNAHMEN

1. Rechtliche und administrative Hindernisse für alle erneuerbaren Gase abbauen

Im Sinne eines Level Playing Fields ist es zwingend erforderlich, die Hürden des grenzüberschreitenden Handels abzuschaffen. So bestehen in der deutschen Zollpraxis – trotz eines EuGH-Urteils aus 2017 – beispielsweise Importbeschränkungen, die nicht nur die aktuellen Biomethanflüsse, sondern auch die zukünftigen PtG- und Wasserstoffflüsse gefährden. Auch die Importbeschränkungen in den Niederlanden und Italien müssen wegfallen.

MITTELFRISTIGE MAßNAHMEN

2. Verpflichtende Fermentation für Bioabfälle und Gülle

In der Abfallbehandlung muss Fermentation vor der Verbrennung stehen. Darüber hinaus muss die Fermentation von Gülle als zwingend erforderlich eingeführt werden. Nur mit einer Vergärungspflicht für Gülle und Bioabfall lassen sich die technischen Potenziale wirtschaftlich günstig und zeitnah heben.

LANGFRISTIGE MAßNAHMEN

1. Gasinfrastruktur zukunftsfähig machen und auf erneuerbare Gase anpassen

Ein zukunftsfähiges Gasnetz muss dabei zum einen offen für die Einspeisung aller Gase, vor allem aber optimiert für die Einspeisung erneuerbarer Gase sein – und zwar entsprechend der oben angeführten Grundprinzipien der Technologie- und Quellenneutralität. Fossiles Erdgas enthält Ethan, Butan und Propan und hat damit einen hohen Brennwert. Das reduziert die Möglichkeit, synthetische Gase, Biomethan und Wasserstoff beizumischen. Das muss geändert und der Gasstandard neu definiert werden. All die folgenden Optionen sind technisch umsetzbar und sollten bei Investitionsplanungen gleichermaßen berücksichtigt werden, um Lock-in-Effekte zu vermeiden.

Option 1: Umstellung des Gasnetzes auf einen neuen Erdgas-Biomethan-PtG-Wasserstoff-Mix

Niedrigere Brennwerte ermöglichen die Beimischung mehrerer erneuerbarer Optionen. Ein Wert von rund 10 kWh wäre ein sinnvoller Start, um Biogas, Wasserstoff oder Biomethan zu geringeren Kosten beizumischen. Das wäre ein erster Schritt in Richtung eines Netzes für ausschließlich erneuerbare Gase.

Option 2: Etablierung von gänzlich neuen Netzen

Bei der Überlegung eines gänzlich neuen Wasserstoffnetzes muss europäisch gedacht werden. Insbesondere mit Blick auf Grenzübertritte sind europäische Lösungen und Anordnungen durch die EU-Kommission gefragt. Ein neues Gasnetz zu errichten ist jedoch mit hohen Kosten verbunden.

Option 3: Gänzliche Umwidmung des Netzes auf erneuerbare Gase

Perspektivisch muss eine gänzliche Umwidmung (z.B. für den Transport von Wasserstoff, Biogas oder CO2) geprüft werden, wenn bestimmte Teile der bestehenden Gasinfrastruktur nicht länger für den Transport von Erdgas benötigt werden. Dazu müssen die entsprechenden Absatzmärkte gefördert und erhalten werden.

Option 4: Anpassung des Erdgasnetzes auf Methan

Bei einer solchen Umwidmung steht der Energieträger Methan unabhängig von der Erzeugungsart im Vordergrund. Dies würde einen Erdgas-Biomethan-PtG-Mix fördern. Erste solcher Projekte gibt es zum Beispiel bereits in Bayern.

Option 5: Regionale Lösungen: Ausbau von regionalen Inselnetzen für Biogas oder direkte Einspeisung von Biogas ins Gasnetz

Vereinzelt gibt es zum Beispiel in Baden-Württemberg regionale Biogasnetze, die von der Erdgasstruktur entkoppelt sind. Hier können aus ländlichen Regionen Biogas zu Kraftwerken in der Stadt transportiert werden. Diese Lösung ist sehr kosteneffektiv, da auf die Aufbereitung des Biogas verzichtet werden kann.

2. Europaweit einheitliche CO2-Preisregelungen einführen

In einigen europäischen Ländern wurde der CO2-Preis bereits eingeführt oder steht kurz davor. Das bietet Chancen für erneuerbare Gase, sich zu etablieren. Dabei ist es jedoch zwingend notwendig, eine europäische Lösung für eine CO2-Bepreisung zu schaffen, um einheitliche Wettbewerbsbedingungen zu garantieren.

3. Bei CCS-Lösungen Vorrang für der Atmosphäre entzogenes CO2 gewähren

CCS wird aktuell hauptsächlich in Verbindung mit fossilen Energieträgern gedacht. Das hält fossile Kraftwerke unnötig länger am Leben. Dabei ist CCS in Verbindung mit Bioenergie (BECCS) oder mit direktem CO2-Entzug aus der Atmophäre (Direct Air Capture, DAC) ein viel effektiveres Mittel zur Dekarbonisierung, da damit Negativemissionen erzeugt werden können, also aktiv CO2 der Atmosphäre gezogen werden kann. Beim Inbetrachtziehen von CCS-Lösungen müssen BECCS und DAC stets Vorrang vor CCS für fossiles CO2 haben.

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