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Vollgas für die Verkehrswende: Grünes Licht für im Ausland verflüssigtes deutsches Bio-LNG

Um die Verkehrswende voranzubringen, müssen die Anstrengungen zur nachhaltigen Bereitstellung klimaschonender Kraftstoffe weiter verstärkt werden. Zur Deckung des hohen Bedarfs stünde in Deutschland eingespeistes, im EU-Ausland verflüssigtes Biomethan (Bio-LNG) als klimaschonende Option zur Verfügung, hat es aber derzeit aufgrund politischer Hürden noch schwer.

Durch das „Fit for 55“-Paket der EU-Kommission und auch die deutschen Maßnahmen, die auf den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz (KSG) gefolgt sind, soll auch in die Verkehrswende neuer Wind kommen. Das neue KSG 2021 und die damit verbundenen erhöhten Anforderungen an den Klimaschutz erfordern die Bündelung aller zur Verfügung stehenden Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion, insbesondere im Verkehrssektor, der es in den vergangenen Jahren noch nicht geschafft hat, mit den Reduktionswerten anderer Sektoren Schritt zu halten und seit 10 Jahren bei ca. 150 Mio. t CO2eq stagniert. Zentrale Aufgabe ist es hier möglichst schnell wegzukommen von fossilen Brennstoffen. Der Weg zum Elektroauto ist bereits eingeschlagen und entwickelt sich rasch. Jedoch werden die erreichten E-Autozahlen nicht ausreichen, den gesamten Verkehrssektor mitzuziehen. Denn gerade bei den größeren „Verkehrssündern“, dem Schiffs-, oder Fernlastverkehr, stößt nach heutigem Stand der Technik die Elektrifizierung an ihre Grenzen. Hier kann Bio-LNG aufgrund seiner hohen Energiedichte als schnell verfügbare Technologie einspringen. Um dessen Potential voll ausschöpfen zu können, ist es jedoch nötig, deutsches Bio-LNG, das im Ausland verflüssigt wurde, einzusetzen. In Deutschland ist ausreichend Biomethan vorhanden und das EU-Ausland verfügt mit seinen LNG-Terminals über die entsprechenden Kapazitäten zur Verflüssigung des grünen Gases, die in Deutschland noch am Anfang stehen – eine perfekte Liaison also.

Interessant für die Verkehrswende wird Bio-LNG, da es einerseits die gleichen Verbrennungseigenschaften besitzt wie fossiles LNG (Liquified Natural Gas, also verflüssigtes Erdgas), andererseits aber aus erneuerbaren Quellen stammt und aufgrund seines Ausgangsstoffes Biomethan wesentlich mehr Treibhausgase vermeidet. Somit kann es helfen, die Ziele des Verkehrssektors – die Reduktion der Emissionen um weitere etwa 65 Mio. t CO2eq  von 2020 bis 2030, sowie die Einhaltung von Feinstaub- und Stickoxidwerten in den Städten – zu erreichen.  

Seit 2020 ist in Deutschland eine spürbare Zunahme von LNG-Lkw zu verzeichnen. Die gleiche Entwicklung wird in der Schifffahrt beobachtet. Die Deutsche Energieagentur (dena) geht davon aus, dass die Nachfrage an LNG bis 2030 auf bis zu 117 PJ pro Jahr steigen könnte. Dieser Bedarf könnte vollständig durch Bio-LNG gedeckt werden. Hier schlummert laut dena ein Potential von nicht weniger als 400 PJ. Bereits heute wird in Deutschland in etwa 200 Aufbereitungsanlagen Biomethan hergestellt, der Ausgangsstoff von Bio-LNG.

Wie diese Mengen für den deutschen Markt verfügbar gemacht werden können, ist aber vor allem eine Frage politischer Rahmenbedingungen. Hier stellt sich beispielsweise die deutsche Verwaltungspraxis noch entgegen anderslautenden europäischen Vorgaben quer. Es bedarf diesbezüglich lediglich einer Klarstellung des Bundesministeriums der Finanzen, das dem für die Quotenabwicklung zuständigen Hauptzollamt überstellt ist, sowie einer Anweisung der Generalzolldirektion. Hier ist somit vor allem von der Politik ein deutliches Signal von Nöten, um der Verkehrswende neues Leben einzuhauchen.